Werkstätten Reutlingen
Zum Erfahrungsaustausch war der Fahrradexperte und Landtagsabgeordnete Thomas Poreski in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
Jeder Handgriff sitzt. In wenigen Minuten tauscht Thomas Poreski, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Fraktion der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg, die Bremsbacken an einem Hinterrad aus. Am Freitag, 24. Oktober 2025, ist der Politiker, der auch Sprecher für Bildung und Inklusion ist, in den Fahrradladen der BruderhausDiakonie an der Tübinger Straße in Reutlingen gekommen, um sich vor Ort über die Arbeit und die Ausbildung in der Fahrradwerkstatt auszutauschen. Schichtwechsel heißt die bundesweite Aktion, bei der Berufstätige Arbeitsplätze von Menschen mit Behinderung kennenlernen – und umgekehrt.
Lastenräder selbst gemacht
Dass er selbst ein Experte für Fahrräder ist, stellt er bei seinem Besuch mehrfach unter Beweis. Während er Arbeits- und Ausbildungsplätze für lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene kennenlernt, fachsimpelt er über Lastenräder, die auch ein Schwerpunkt der Fahrradwerkstatt sind und unter dem Namen Gustav W. vertrieben werden. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen qualifizieren sich hier im Rahmen ihrer geförderten Ausbildung als Zweiradmechaniker oder Fachpraktiker für Metallbautechnik für den ersten Arbeitsmarkt.
Gute Begleitung hilft, erfolgreich zu sein
An einer anderen Station, in der Kantine der Werkstatt Sozialpsychiatrie am Heilbrunnen der BruderhausDiakonie, auch bekannt als Grafische Werkstätte in Reutlingen, zeigt Toni Schiller dem Politiker seinen Arbeitsplatz. Dabei lässt er ihn an seinen Zukunftsüberlegungen teilhaben. Ein Jahr lang habe er nun erfolgreich an einem IHK-Zertifikatslehrgang im Bereich Gastronomie teilgenommen. „Es tut gut, erfolgreich zu sein und macht mich stolz, dass ich es geschafft habe.“ Nun überlege er, wo er ein Praktikum auf dem ersten Arbeitsmarkt machen könne.
„Das ist mein absoluter Traumjob“
Auch Anna Maier, die seit sieben Jahren am Empfang der Werkstatt Sozialpsychiatrie am Heilbrunnen in Reutlingen arbeitet, zeigt Thomas Poreski ihren Arbeitsplatz: „Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit. Das ist mein absoluter Traumjob. Dass ich hier meine Stärken einbringen kann, motiviert mich, mein Bestes zu geben. Seit ich hier bin, bin ich total ausgeglichen.“ Die Werkstattarbeitsplätze, so beschreibt es Toni Schiller, bieten Sicherheit und Menschen, die jederzeit helfen können. „Das schätze ich sehr“, sagt er. „Auf dem ersten Arbeitsmarkt bin ich mehr auf mich allein gestellt.“
Einblicke in die Welt des anderen
Jens Christian Müller, Bereichsleiter Berufliche Bildung und Soziale Dienste der BruderhausDiakonie, sieht im Projekt Schichtwechsel eine große Chance. „Es ist wichtig, dass die Wahrnehmung der Werkstätten in der Gesellschaft verändert wird. Es gibt viele Klischees. Wir wollen die Vielfalt, die Perspektiven, die Art des Miteinanders und die Qualität der Arbeit zeigen, die sich teilweise nur wenig von Firmen auf dem ersten Arbeitsmarkt unterscheidet.“
Gegenbesuch im Landtag im November geplant
Auch Thomas Poreski (MdL) hält den Aktionstag für sinnvoll: „Ich bin beeindruckt von der Haltung, wie die Menschen miteinander umgehen, wie sie miteinander kommunizieren und arbeiten, von der Offenheit und den guten Ergebnissen. Ich habe gespürt, dass die Werkstattbeschäftigten gespannt sind, bald meinen Arbeitsplatz kennenzulernen und freue mich auf ihren Besuch Ende November im Landtag in Stuttgart.“
Themen für den Gesprächsaustausch gibt es bereits genug. Die anstehende Landtagswahl, der Werkstattlohn und das Bundesteilhabegesetz stehen auf der Liste.
Hier erfahren Sie mehr über die Fahrradwerkstatt und den Fahrradladen in Reutlingen.
Foto im Detail:
von links nach rechts: Toni Schiller (Werkstattbeschäftigter), Frank Kaiser (Vertrauensmann des Werkstattrats), Anna Maier (Werkstattbeschäftigte), Christian Sackmann (Werkstattrat), Andreas Bauer (Werkstattleiter), Heike Schäfer (Werkstattrat), Martin Haile (Werkstattrat), Thomas Poreski (MdL), Karl Heinz Schwarz (Werkstattrat), Jens Christian Müller (Bereichsleiter Soziale Dienste).
Aus: Den Arbeitsplatz mit einem Politiker tauschen